Sonntag, 23. Oktober 2011

Mein Tochter hustet wie ein Hund - Impressionen aus dem Wartezimmer

Zu Ärzten gehe ich eigentlich nur, wenn es nicht mehr geht (mal abgesehen von den üblichen Vorsorgeunterschungen). Manchmal hingegen packt mich zusätzlich noch ein wenig die Neugier auf den praktizierenden Mediziner und seine Fähigkeiten, wenn mein vorheriger Arzt in den Ruhestand gegangen ist oder nicht mehr praktiziert.
Ähnlich erging es mir heute:
Da mein alter Dermatologe vor Jahren in den Ruhestand gegangen ist, suchte ich nun seine Nachfolgerin in ihrer Praxis auf, von der ich bis jetzt nur Positives berichten konnte, aber andererseits viel von langen Wartezeiten gehört hatte.
Positives in dem Sinne der Termingebung: Gestern angerufen, heute schon da.
Da ich aufgrund der vielfach zuvor gehörten Wartezeit schon ein wenig vor meinem Termin da war, genau genommen, so viel früher, dass die Praxis noch geschlossen war, bot sich mir schon im Treppenhause der muntere Mix aus Patienten.
Mir fiel auf, dass es in jedem Wartezimmer die gleiche Mischung aus verschiedenen Typen gibt.
Ein identisches Bild, welches sich auch im Wartezimmer der Dermatologin bot und welches mir schlagartig klar wurde:
Da gibt es zum Beispiel immer einen Businessmann oder eine Businessfrau, der/ die ganz geschäftig die Termine in das Filofax einträgt (saß dieses Mal 5 3 Plätze neben mir).
Dann gibt es da meist noch ein Vater & Sohn Duo bzw. Mutter & Tochert.
Der Vater meist definitiv ein Rentner, der Sohn war dieses Mal Typ "Schwiegersohn sucht...". Beide trugen einen einmaligen Partnerlook: khaki farbene Hose in Kombination mit einem braunen Pullover. Dazu eine curryfarbene Jacke. Der Vater rundete sein Outfit mit einem Hut ab. Einfach ein einmaliges Bild.
Natürlich durften auch die "Tratschtanten" nicht fehlen.
Die Spezies der Tratschtanten tritt meist in Rudeln auf, mindestens jedoch in Pärchen.
Ihr Treffen tarnen sie meist als rein zufällig, ganz nach dem Motto: Was machst DU denn hier?!?!
Dann geht es auch schon los:
Da im Treppenhaus sowie auch im Wartezimmer meist Stille herrscht, ziehen die Tratschtanten sofort die komplette Aufmerksamkeit auf sich.
Denn ihr typisches Verhalten beginnt mit einer überraschten, aber lauten Begrüßung. Sobald die anderen Patienten erkennen, dass hier Tratschtanten aufeinander treffen, drehen sie sich unauffällig um und hören unauffällig auffällig zu, was die Tratschtanten denn zu bereden haben. Meist sind es Themen wie Kinder, Klassenfahten und Schule (also nichts Interessantes für die anderen Mitwartenden). Interessant wird es lediglich bei den Formulierungen der Tratschtanten. So fiel neben mir auf einmal der Satz: "Meine Tochter hustet wie ein Hund". Dieser Satz löste bei mir einen Lachkrampf aus, den ich mir allerdings verkneifen musste. Und ich stellte mir die Frage: Wie hustet denn ein Hund? Und wie ein großer oder doch eher wie ein kleiner?
Eine weitere Bemerkung verwundertet mich ebenfalls. Die eine Tratschtante berichtete voller Stolz von der Lernmethode ihrer Tochter. Tratschtante Nr. 2 erzählte, dass sie ihrem Kind eine Karteikartenbox angeschafft hätte, wo die Vokabeln hineingepackt werden. Daraufhin meinte Tratschtante Nr.1, dass ihre Tochter so etwas nicht bräuchte: Sie würde die Vokabeln auf einen Zettel schreiben und (Achtung, jetzt kommt die Knalleridee) den Zettel in der Mitte knicken und so die Vokabeln lernen. Tratschtante Nr.2 empfand diese Idee als Welterneuerung und voller Bewunderung.
Ich hingegen dachte nur: 'Oh wow, was für eine Idee. Darauf hat die Welt gewartet. So hab ich das früher auch gemacht und alle meine anderen Mitschüler auch.' und im nächsten Moment:  'Bitte ruft mich auf, ich kann nicht mehr oder ich muss laut lachen.'
Ich habe dann krampfhaft versucht, nicht weiter hin zu hören, aber Tratschtanten unterhalten sich in einer Lautstärke, dass dies nahezu unmöglich ist. Doch dann hatte die Arzthelferin eine halbe Stunde über meinem Termin Erbarmen mit mir.
Ich bin aber schon gespannt, auf meinen nächsten Arztbesuch (der hoffentlich in weiter Ferne liegt) und ob ich noch weitere Wartezimmerspezies entdecken werde.

yours Bea

1 Kommentar:

  1. Das erinnert mich an ein Wartezimmererlebnis, das ich vor ein paar Monaten hatte. Da war eine Mutter mit ihrer kleinen Tochter und die Tochter quängelte die ganze Zeit, weil sie Hunger hatte.

    Tochter: "Ich habe Hunger!!!"
    Mutter: "Wenn wir hier fertig sind, bekommst du was zu essen."
    Tochter: "Kauf mir ein Brötchen!!!"
    Mutter: "Wir sind hier beim Arzt, hier kann man keine Brötchen kaufen."
    Tochter: "Dann will ich Kuuuuchen!!!!" (dabei schaukelte sie übrigens auf der Wartezimmertür hin und her)

    Im Endeffekt hat das Mädchen ein Bonbon von der Arzthelferin bekommen, damit sie stil hielt^^

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